Smartwatches und Fitness-Tracker zeigen, dass immer mehr Menschen Informationstechnologie am Körper nutzen. Professor Jürgen Steimle und weitere Informatiker der Universität des Saarlandes wollen daher interaktive Computergeräte entwickeln, die wie eine zweite Haut getragen werden können. Zusätzlich können Anwender sie nach Belieben gestalten und anpassen. So können die interaktiven Hautstücke in Zukunft nicht nur mobile Endgeräte steuern, sondern auch Patienten bei der Genesung unterstützen. Der Europäische Forschungsrat hat Jürgen Steimle nun mit dem renommierten ERC Starting Grant ausgezeichnet und fördert seine Forschung über die nächsten fünf Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro.
„Smartwatch und Co. können zwar schon durch Berührungen auf dem Körper bedient werden, doch die Geräte sind dick und starr und stammen immer noch aus der Massenproduktion. Sie sind daher nicht optimal auf den Körper ihres Anwenders abgestimmt“, erklärt Jürgen Steimle, Professor für Informatik an der Universität des Saarlandes. Seine Gruppe will deswegen eine neue Generation mobiler Endgeräte entwickeln, die sie unter dem Begriff „Interactive Skin“ zusammenfassen.
Wie das aussehen kann, haben sie bereits durch ihr Forschungsprojekt „iSkin“ gezeigt. Dort haben sie aus flexiblem Silikon und leitfähigen Elektrosensoren berührungsempfindliche Sticker für die Haut entwickelt, die Tattoos ähneln. Diese dienen als Eingabefläche, mit der Nutzer mobile Computer steuern können. Drückt der Anwender auf den Sticker, kann er so beispielsweise einen Anruf annehmen oder die Lautstärke eines Musikspielers regulieren. „Bei iSkin haben wir zunächst nur Arten der Eingabe erforscht, jetzt untersuchen wir mit Hilfe noch dünnerer Materialien, wie man auf der Haut Informationen anzeigen und fühlen kann. Der ERC Starting Grant wird uns erlauben, die Möglichkeiten der Interaktion auf dem Körper systematisch und umfassend zu erforschen“, so Professor Steimle. Er ist auch zuversichtlich, dass dadurch die interaktive Haut zunehmend im Alltag genutzt werden wird. „Bei grafischen Benutzeroberflächen war es ähnlich. Die Forschung dahinter hat es ermöglicht, dass sie heute jeder verwendet“, erklärt Professor Steimle.
Laut Angabe des ERC hatten sich dieses Jahr insgesamt 2935 Forscher um einen ERC Starting Grant beworben, nur 325 waren erfolgreich. Professor Steimle hatte sich für den Bereich „Physical Sciences and Engineering“ beworben. Hier gingen 1288 Anträge ein. In dieser Kategorie belohnte der europäische Forschungsrat jedoch nur 146 mit einem ERC Starting Grant.
Weitere Informationen: www.uni-saarland.de