Architectured Materials

Dr. Ramona Langner, Stefan Reschke, Dr. Diana Freudendahl

Unter Architectured Materials (AM) versteht man ein Konzept der Werkstoffentwicklung, welches darauf abzielt, eine Brücke zwischen werkstoffwissenschaftlichen Prinzipien auf der einen und ingenieurwissenschaftlichen Herangehensweisen auf anderen Seite zu schlagen. Letztere haben üblicherweise die Optimierung von Form und Funktion eines Werkstücks mit Blick auf spezifische Anwendungen zum Ziel – basierend auf vorhandenen Werkstoffen. Dagegen beschäftigen sich Werkstoffwissenschaftler typischerweise mit der schrittweisen Verbesserung von Werkstoffeigenschaften, z.B. durch eine Veränderung von deren Chemismus, aber nicht notwendigerweise auf eine bestimmte Funktionalität hin optimiert. In der Entwicklung von AM werden beide Herangehensweisen verbunden. Ausgehend von einer gewünschten Funktionalität werden die strukturellen Merkmale eines Werkstoffs manipuliert, um diesen auf eine gewünschte Anwendung hin zuzuschneiden. Weiterlesen

Poröse Flüssigkeiten

Dr. Diana Freudendahl, Stefan Reschke, Dr. Ramona Langner

Gleichmäßige, mikroporöse Strukturen werden charakteristischerweise nur bei Feststoffen gefunden. Solche Werkstoffe mit definierten und stabilen Porengrößen, wie Zeolithe oder metallorganische Gerüstverbindungen, besitzen mittlerweile in den verschiedensten Anwendungsbereichen Bedeutung. So werden sie unter anderem als Gasspeichermedien, Reaktionsmedien oder zur Stofftrennung genutzt. Ein dazu komplementäres Gebiet stellt das Konzept der porösen Flüssigkeiten dar, das 2007 erstmals theoretisch diskutiert wurde. Die aktuell noch sehr junge Forschung auf dem Gebiet bewegt sich daher auch noch im Prototypenstadium. Weiterlesen

High-Entropy Alloys

Stefan Reschke, Dr. Diana Freudendahl, Dr. Ramona Langner

Unter High-Entropy Alloys (HEAs) versteht man Legierungen, in denen alle Elemente ungefähr equimolar, also in etwa gleicher Teilchenanzahl vorliegen. HEAs werden i.d.R. aus 4 oder mehr metallischen Elementen hergestellt. Dies unterscheidet sie fundamental von klassischen Legierungen, bei denen ein Element wie z.B. Nickel (in Nickel-Basislegierungen) oder Eisen (in Stählen) den Hauptanteil, die so genannte Basis, stellt, und alle weiteren Elemente in deutlich geringerem Anteil begleitend den Werkstoff bilden. Andere Begriffe, mit denen HEAs auch belegt werden, sind „Multi-Principal-Element Alloys“ (MPEAs) und „Complex Concentrated Alloys“ (CCAs). Weiterlesen

Ionische Flüssigkeiten als Werkstoffbasis

Stefan Reschke, Dr. Diana Freudendahl, Dr. Ramona Langner

Unter ionischen Flüssigkeiten (engl. Ionic Liquids, ILs) versteht man Salze in flüssigem Zustand, sie sind also hauptsächlich aus positiv und negativ geladenen Ionen sowie kurzlebigen Ionenpaaren aufgebaut. Konventionelle Flüssigkeiten bestehen dagegen überwiegend aus elektrisch neutralen Molekülen, wie z.B. Wasser. Die überwiegende Zahl an ILs, die bei niedrigen Temperaturen (unter 100°C, Kochsalz zum Vergleich schmilzt bei ca. 800°C) flüssig ist, besteht aus organischen Salzen. Diese sind seit über 100 Jahren bekannt, werden aber erst seit ca. 25 Jahren intensiver untersucht, als gezeigt werden konnte, dass viele von ihnen an Luft und Wasser stabil bleiben. Weiterlesen

Molekülbasierte Magnetwerkstoffe

Stefan Reschke, Dr. Ramona Langner, Dr. Diana Freudendahl

Magnetwerkstoffe sind Materialien, die primär aufgrund ihrer magnetischen Eigenschaften technisch genutzt werden. Bislang sind in kommerziellen Produkten nur metallische und keramische Magnete anzutreffen, die über relativ kostenintensive Produktionsprozesse, z.B. Schmelzgießen oder Sintern, hergestellt werden müssen. Magnetismus entsteht auf atomarer Ebene, wenn sich ungepaarte Elektronen in der Elektronenhülle des Atoms befinden, also ihr Bahndrehimpuls (Elektronenspin) nicht von einem zweiten gegensätzlich drehenden Elektron in derselben Schale kompensiert wird. Auf atomarer und molekularer Ebene können zusätzlich sogenannte Radikale, die ein oder mehrere freie Elektronen besitzen, magnetisches Verhalten zeigen. Es gibt für jedes Material eine kritische Temperatur, oberhalb derer die magnetischen Eigenschaften verloren gehen. Weiterlesen

Keramische Laserwerkstoffe

Stefan Reschke, Dr. Ramona Langner, Dr. Diana Freudendahl

Laser sind Verstärker von Lichtwellen, die Strahlung von sehr hoher Intensität in einem engen Frequenzbereich scharf gebündelt abgeben können. Dazu wird im Laserwerkstoff von außen, beispielsweise durch eine Entladungslampe, optisch angeregte Emission getriggert, indem Elektronen der laseraktiven Komponente im Werkstoff auf höhere Energieniveaus angehoben werden und beim Zurückfallen auf tiefere Niveaus Strahlung emittieren. Dieser Vorgang wird Pumpen genannt. Hierzu bedarf es eines Dotierungselements als laseraktive Komponente in der Werkstoffmatrix. Bei Festkörperlasern sind dies überwiegend Ionen der Elemente Neodym, Erbium, Praseodym, Ytterbium und Titan, die jeweils auf einer oder mehreren Wellenlängen emittieren. Weiterlesen

Füllstoffe für Polymernanokomposite

Stefan Reschke, Dr. Diana Freudendahl, Dr. Ramona Langner

Nanokomposite auf Polymerbasis sind seit ca. 25 Jahren Bestandteil der Werkstoffforschung. Von Anfang an wurde besonderes Augenmerk auf den Bottom-Up-Ansatz gelegt, der es im Prinzip erlaubt, Molekül für Molekül den für die jeweilige Anwendung idealen Werkstoff aufzubauen, Nanopartikel auf molekularer Ebene einzubinden, und so das volle Potential der Nanostrukturierung zu entfalten. Theoretische Überlegungen hatten sehr früh gezeigt, dass Komposite von Thermoplasten mit nanoskaligen Partikeln aus Tonmineralen in wichtigen Eigenschaften wie thermische Beständigkeit, mechanische Belastbarkeit (z.B. E-Modul, Streckgrenze) oder Diffusionswiderstand gegenüber Gasen um 50% bis 100% bessere Werte zeigen können als der polymere Basiswerkstoff alleine. Bereits Anfang der 1990er Jahre berichtete Toyota über die industrielle Verwendung eines solchen Tonmineral-Nanokomposites auf der Basis von Nylon. Weiterlesen

Mesokristalle

Dr. Ramona Langner, Dr. Diana Freudendahl, Stefan Reschke

Unter einem Mesokristall (engl. Mesocrystal bzw. Mesoscopically Structured Crystal) versteht man eine dreidimensional periodische Anordnung aus Nanopartikeln, die – analog zu Kristallstrukturen aus Atomen und Molekülen – geordnet zu einem festen Gefüge zusammengelagert sind. Während die einzelnen Nanopartikel eine Größe von wenigen bis einigen hundert Nanometern aufweisen, liegen die Maße der aus den Partikeln aufgebauten Mesokristalle zumeist im Bereich einiger Mikrometer. Sie befinden sich im Übergangsbereich zwischen einkristallinem Material auf der einen und polykristallinem Material auf der anderen Seite und bieten Eigenschaften, die sich von beidem deutlich unterscheiden. Insgesamt ähneln ihre Eigenschaften denen von Nanokristallen – sie weisen ebenfalls eine hohe Porosität und eine große Oberfläche auf. Auch weitere vorteilhafte Eigenschaften von Nanopartikeln wie bestimmte optische oder elektronische Eigenschaften können im Verbund der Mesokristalle erhalten bleiben. Gleichzeitig weisen sie nicht die gesundheitlichen Gefahren auf, die von Nanopartikeln aufgrund deren geringer Größe potenziell ausgehen können, und sie sind leichter zu handhaben sowie mechanisch stabiler. Deshalb könnten Mesokristalle zukünftig insbesondere Nanomaterialien in einer Vielzahl an Anwendungen ersetzen. Weiterlesen

CO2 als Rohstoff

Dr. Diana Freudendahl, Stefan Reschke, Dr. Ramona Langner

Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist eine Reduktion der Emission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan von größtem Interesse. Mit einem Anteil von mehr als 60% bildet CO2 den Hauptbestandteil dieser Gase. Aktuell wird ein Ausstoß von über 31 Gt CO2/Jahr und eine Atmosphären-Konzentration von annähernd 400 ppm verzeichnet. Dies entspricht einem Anstieg von über 40% gegenüber 280 ppm im 18. Jhd. – vor Beginn der Industrialisierung. Es wurden bereits einige Strategien entwickelt, um den Gesamt-CO2-Ausstoß zu verringern, beispielsweise durch Einsatz von Technologien mit höherer Energieeffizienz oder mit Hilfe erneuerbarer Energien. Weiterlesen

Electronic Skin

Dr. Diana Freudendahl, Stefan Reschke, Dr. Ramona Langner

Das größte Organ des Menschen, die Haut, besitzt eine außergewöhnliche Bandbreite an Eigenschaften. Einerseits ist sie so empfindlich, dass sie einen leichten Lufthauch oder verschiedenste Oberflächen erkennen kann, andererseits ist sie so widerstandsfähig, dass sie den Körper vor Schäden oder Erregern schützt. Hinzu kommen weitere Aufgaben wie das Messen der aufgebrachten Kraft beim Fassen von Gegenständen oder die Überwachung der Körperbewegungen. Anhand dieses biologischen Vorbilds wird nun vermehrt an Haut-inspirierten Oberflächen mit integrierter Elektronik geforscht, die solche, aber auch weitere Eigenschaften aufweisen, wie z. B. chemische Sensoren. Weiterlesen