Massivholzhäuser ohne Leim oder Metall

Gurschler2.1Herbert Niederfringer und Armin Strickner, die Gründer von SOLIGNO, haben ein Massivholzbausystem entwickelt, das ohne Leim und Metall auskommt. Inzwischen sind weltweit über 200 Einfamilienhäuser und öffentliche und gewerbliche Großbauten nach diesem Prinzip entstanden. Ausgangspunkt für die Idee der beiden Gründer waren 500 Jahre alte Gebäude aus Holz, bei denen die quellenden und schwindenden Eigenschaften des Holzes als Vorteil genutzt waren. Ein Blockhaus mit liegenden Balken schien zunächst die geeignete Lösung. Der Nachteil bestand hier jedoch darin, dass sich das Holz bei den zentralen, quer liegenden Schichten bewegte. Also musste es um 90° gedreht werden. Damit war die Idee geboren. Der Südtiroler Holzbauspezialist Rubner war von der Idee begeistert und unterstützte die Realisierung als Investor.

Wie funktioniert das Prinzip

Mit der Ausführung als „mehrlagig stehender Block“ ist das System eine moderne Weiterentwicklung des traditionellen Blockbaus und erreicht eine enorm hohe Tragfähigkeit, wodurch auch setzungsfreie, mehrgeschossige Gebäude problemlos gebaut werden können.
Gebaut wird nur auf Maß und mit ausgewählten Hölzern aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Das System garantiert eine ungezwungene, kreative Gebäudegestaltung im Einklang mit der Natur und macht individuelle Lösungen möglich. Unbehandeltes, pures Holz reguliert auf natürliche Art und Weise die Raumluftfeuchte und die Raumtemperatur. Die Massivholzelemente überzeugen durch ihre warme Oberfläche und ihre natürliche Ästhetik und haben eine harmonische und beruhigende Wirkung. Den Gründern ist es wichtig, gesundes Wohnen ganzheitlich zu sehen. Dazu zählt auch eine ausführliche baubiologische Beratung.
Die leim- und metallfreien Wand-, Decken- und Dachelemente bestehen also aus senkrecht aneinander gereihten und miteinander verzahnten Massivholzbohlen, die mit schwalbenschwanzförmigen Massivholzgratleisten verbunden sind.
Das Massivholzwandelement als mehrlagig stehender Block besteht aus mehreren 6 cm starken, vertikal angeordneten, ineinander verzahnten Holzbohlen. Die leim- und metallfreie Verbindung der Bohlen schichtweise mit schwalbenschwanzförmigen Massivholzgratleisten garantiert dauerhafte Maßhaltigkeit. Die flächige Optik der Sichtelemente wirkt harmonisch und beruhigend. Das Funktionsprinzip verhindert ein Wölben oder Werfen der Decklage bei Beeinträchtigungen durch extreme Feuchtigkeitsveränderungen. Elektroinstallationen beeinflussen das Erscheinungsbild nicht, da sie auf der Rückseite der Elemente eingefräst werden. Die Vollholzwand ist also leim- und metallfrei und ohne zusätzliche Folien komplett luftdicht. Durch die Ausführung „mehrlagig stehender Block“ kann die Wand bei hoher Tragfähigkeit mehrgeschossige Gebäude setzungsfrei gebaut werden. Durch den genau bemessenen Freiraum für jede verarbeitete Holzbohle treten keine Maßveränderungen bei Feuchtigkeit auf.
Die Decken- und Dachelemente sind aus Vollholz und zwar aus einer 6 cm starken Decklage mit flächig aneinander gereihten verzahnten Holzbohlen. Die Balkenlage ist aus Kantholz, kerngetrennt und im rechteckigen Querschnitt. Gerade Bauteile sind nach vorgegebenem Achsabstand mit der Decklage leim- und metallfrei durch schwalbenschwanzförmige Massivholzgratleisten nach statischen Erfordernissen verbunden. Sie garantieren eine dauerhafte Maßhaltigkeit.
Durch das „Verkämmen“ der Decklage ist die gesamte Fläche der Decke rieseldicht.
Im Vollholzhaus sorgt ein ausgeglichenes Wohn- und Raumklima für Behaglichkeit. Luft, Temperatur, Feuchtigkeit und Elektroklima spielen dabei eine wesentliche Rolle und stehen in engem Zusammenhang mit den Wirkungen der Baustoffe und der Bauart auf das persönliche und soziale Wohlergehen.
Die Südtiroler Bergfichte beispielsweise wirkt sich positiv auf den Organismus Mensch aus. In einem Vollholzraum sinkt die Herzfrequenz bereits nach wenigen Minuten. Herz und Kreislauf werden bei derselben Tätigkeit weniger belastet und der Körper kann sich schnell erholen.
Unter Anwendung bauklimatischer Erkenntnisse schaffen die schadstofffreien und geruchsneutralen Massivholzelemente ein angenehmes und gesundes Wohnambiente. Reines Holz hat zudem positive Auswirkungen auf die Belastbarkeit und wirkt leistungsfördernd.
Naturbelassenes Massivholz wird je nach verwendeter Holzart als wohlriechend bzw. geruchsneutral empfunden. Schlechter Hausgeruch und Schadstoffe können nicht nur über die Belüftung abgeleitet werden, sondern auch durch sorptions- und regenerationsfähige Baustoffe. Dabei gelten vor allem Baustoffe mit großem Kapilarsystem, also diffusionsfähige und hygroskopisch natürliche Baustoffe wie Holz, als besonders sorptionsfähig.

Schadstofffrei wohnen

WegerTurin_MG_4383In einem Einfamilienhaus in traditioneller Bauweise können sich bis zu 50 000 verschiedene Schadstoffe sammeln. Deshalb ist die Materialauswahl der Baustoffe, aber auch der Einrichtungsgegenstände entscheidend. Das SOLIGNO Vollholz-Bausystem gilt als eine der wohngesündesten Alternativen, da es absolut schadstofffrei ist. Bei der Produktion werden keine chemischen Zusätze eingebracht und es gibt keinerlei thermische Einwirkungen. Durch den Verzicht auf den Einsatz von Leim- und Metallverbindungen ist das System ein absolut natürlicher und nachhaltiger Baustoff ohne Abgabe von Giftstoffen – weder in der Herstellung noch in der Entsorgung.
Schimmel- und Hefepilze, Bakterien und Viren zählen zu den Mikroorganismen. Bei relativ sauberer Luft beträgt die Keimzahl zwischen 100 – 200 je Kubikmeter Luft. Bei einer nicht geregelten hohen Raumluftfeuchtigkeit beträgt die Keimzahl jedoch bis zu 2 000 je Kubikmeter Luft und ist mit Mikroorganismen belastet. Dies führt in Gebäuden häufig zu Schimmelbildung und erhöhter Bakterienanzahl. Die natürliche Feuchteregulierung von Massivholz wirkt vorbeugend und trägt zu einer sauberen Luft bei.
Organische Baustoffe wie Holz sind von Natur aus in der Lage, mehr Wärme zu speichern und reagieren auf Aufheizung und Abkühlung träge. Die hohen Wärmespeicherwerte von Holz verringern ein Aufheizen oder Abkühlen des Vollholz-Bauelements. Massivholzelemente bewirken zudem, dass tagsüber die Hitze nicht direkt in den Innenraum gelangt, sondern in den Elementen gespeichert und erst nachts wieder abgegeben wird. Egal ob Sommer oder Winter. Holz ist zu jeder Jahreszeit die beste Alternative.

Mit Holz bauen und CO2 sparen

Holz zählt zu den ältesten Baustoffen, gleichzeitig weist der nachwachsende Rohstoff in die Zukunft und ist Problemlöser. Denn Holz leistet einen unschätzbaren Beitrag gegen die rasant voranschreitende Erderwärmung. Wie hoch dieser Beitrag ist, ließ pro:Holz Tirol nun mit Hilfe von Experten erheben. Und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: So konnten allein durch das Bauen mit Holz statt mit herkömmlichen Materialien wie Ziegel und Beton im Zeitraum von zehn Jahren erwiesenermaßen 500 000 t CO2-Emissionen eingespart werden. Zudem ergaben die Berechnungen, dass die Bäume, von denen das verbaute Holz innerhalb des besagten Zeitraums stammt, der Atmosphäre zusätzlich ca. 650 000 t CO2 entzogen haben. Fazit: Bauen mit Holz reduziert den CO2-Ausstoß in doppelter Hinsicht!
Das Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe an der Universität für Bodenkultur Wien nahm unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Alfred Teischinger den Anteil des Holzbaus am allgemeinen Hochbaugeschehen in Tirol während der letzten zehn Jahre unter die Lupe. Auf der Basis dieser Daten errechnete das Kompetenzzentrum Holz (Wood K plus, Linz), wie viel CO2 Emissionen durch Bauen mit Holz eingespart werden konnten. Das Ergebnis ist beeindruckend: Durch die Substitution herkömmlicher Baumaterialien durch Holz konnte in Tirol eine Reduktion der CO2-Emissionen von ca. 500 000 t erzielt werden. Eine ungeheure Menge, stellt man sich vor, dass sich damit z.B. die gesamte Bevölkerung Tirols ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen ließe!
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und dessen Nutzung entspricht den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Landeshauptmann Stellvertreter Josef Geisler verweist in dem Zusammenhang auf die Berechnungen der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst) “wonach jährlich nachhaltig ca. 1,8 Mio. Festmeter Holz in den Tiroler Wäldern genutzt werden können – wodurch die Fortwirtschaft zudem einen wichtigen Beitrag zum Produktionseinkommen der bäuerlichen Waldeigentümer leistet”.
Nicht genug damit! Bauen mit Holz schützt das Klima doppelt. Denn einerseits werden energie- und ressourcenintensive Baustoffe ersetzt und zudem binden Bäume CO2. Wissenschaftler machen das Gas für vier Fünftel der Treibhauswirkung verantwortlich, die wiederum langfristig zur Erwärmung der Erdatmosphäre führt. Angefeuert wird dieser Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes durch den maßlosen Einsatz von Materialien, bei deren Erzeugung ein immenser CO2-Ausstoß erfolgt. Holz schafft hier Abhilfe, denn Bäume vollbringen wahre Kunststücke: Sie binden während ihres Wachstums CO2. Während der Kohlenstoff dem Aufbau der organischen Substanz dient, wird der Sauerstoff an die Umgebung abgegeben. So setzt etwa eine 25 m hohe Buche jene Menge an Sauerstoff frei, die drei Menschen zur Atmung benötigen. Und die Bäume, deren Holz in den letzten zehn Jahren in Tirol verbaut wurde, haben der Atmosphäre mindestens 650 000 t CO2 entzogen.
„Wiederum eine beeindruckende Menge, mit der man die gesamte Tiroler Bevölkerung weitere eineinhalb Jahre mit Strom versorgen könnte!“ so der Geschäftsführer von pro:Holz Tirol DI Rüdiger Lex. „Die Forst- und Holznutzung fängt mit ihrem Klimaeffekt auch die CO2-Emissionen des Verkehrs auf. Der von den Wiener Experten errechnete höhere Einsatz von Holz im Tiroler Bauwesen kompensiert maßgeblich CO2-Emissionen des Verkehrs, theoretisch jene Menge an CO2-Emissionen, die entsteht, wenn alle Einwohner Innsbrucks die Erde einmal mit dem Auto umrunden“, setzt Lex nach.
„Bauen mit Holz bedeutet die Nutzung eines Rohstoffs, der im Wald, der leisesten ökologischen Fabrik, nachhaltig entsteht und bei seiner Nutzung als Baustoff nur einen Bruchteil der Energie im Vergleich zu anderen Baustoffen benötigt. Gewissermaßen als ‘zweiter Wald‘ im umbauten Raum wirkt Holz zudem als riesiger Kohlenstoff-Speicher. Demnach hat Holz als Baustoff einen kleinen CO2-Footprint, leistet aber einen gewaltigen Beitrag zum Klimaschutz“ erklärt Karl Schafferer, Vorstands-Vorsitzender von pro:Holz Tirol. „Gebäude aus Holz haben einen nur halb so großen CO2-Footprint – sprich verursachen unterm Strich nur halb so viele CO2-Emissionen – wie vergleichbare Gebäude aus Ziegel oder Beton“, präzisiert Schafferer.
Last but not least: Holzbau bewahrt den elementaren Rohstoff Sand vor dem Verschwinden. So macht die Errichtung eines Einfamilienhauses in Betonbauweise 200 t Sand erforderlich. Kommt es hier nicht zu einem raschen Umdenken, pro Holz und gegen Beton, prophezeien uns Wissenschaftler in aller Eindringlichkeit, dass uns der unverzichtbare körnige Rohstoff eines gar nicht so fern liegenden Tages völlig abhanden kommen könnte.

 

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